Eins vorneweg: wer das Buch in die Hand nimmt, will sofort los. Weg aus dem wintergrauen Mitteleuropa und hin ins sonnige, warme Südafrika – Artikel dazu gab es hier vor längerer Zeit. Aber langsam! Denn schlagen wir den fast 300-seitigen Boulderführer auf, erfahren wir unter „Weather“, dass die Hauptbouldersaison zwischen Mai und September ist. , wenn es auf der anderen Halbkugel also Winter ist und somit „Killergrip“ herrscht. Und da kommen wir schon zu einem Kritikpunkt: mir fällt schon das Umdenken auf die Südhemisphäre schwer, eine Klimatabelle mit Jahrestemperaturverlauf und Niederschlagsverteilung würde ich mir an dieser Stelle wünschen. Zum Glück gibt es das Internet, dort kann man fündig werden.
Natürlich habe ich das Buch nicht wegen des Texteinleitungsteils gekauft und blättere erst mal zügig weiter zu den Topos. Vorher stolpere ich noch an den Karten vorbei, da gibt’s nix zu meckern, von groß zu detailliert zoomen sich drei Karten langsam ins Gebiet rein, als Bonus gibt es noch einen kleinen Stadtplan von Clanwilliam, der nächstgelegenen Ortschaft mit Supermarkt, Post, Restaurants usw.
Nun wird’s konkret: um das gigantische Felsenmeer der Rocklands einigermaßen überschauen zu können, hat jedes Teilgebiet drei weitere Zoomstufen:
- Übersichtskarte des Teilgebietes
- Lageplan des Sektors
- Boulderdraufsichten
Für die wichtigsten Linien gibt es zusätzlich Fototopos. Dazwischen supergeil: erstklassige Boulderfotos, die niemanden ohne Handschweiß weiterblättern lassen. Überhaupt, die Fotos: Na klar, wenn ein Gebiet so schöne farbige Felsen, Sonnenschein und High-end-Besucher aufweist, ist es sicher nicht ganz so schwierig, schöne Kletterbilder hineinzubringen. Trotzdem beweisen liebevolle Detailaufnahmen, dass bei der Auswahl nicht nur Klettermotivation sondern auch Naturliebe und viel Spaß mit den Jungs und Mädels draußen am Fels Regie geführt haben.
Was die Boulderbeschreibungen selbst betrifft, wird Kritikpunkt Nummer zwei fällig: Jeder Boulder hat ein bis drei beschreibende Textzeilen und das war’s. Was würde ich mir noch wünschen? Eine Sternchenbewertung für die Qualität der Probleme, ein paar Piktogramme für die häufigsten Spezifika, wie z.B. Sitzstarts sowie hin und wieder eine kleine Insiderbemerkung.
Immerhin: Sitzstarts werden verbal aufgeführt und wahrscheinlich sind die meisten Linien (zumindest, wenn man den Fotos glauben darf) so schön, dass man nicht so penibel auswählen muss. Und als Insidertipps gibt es am Anfang jedes Teilgebiets eine kurze Auflistung der „Classic Problems“. Eine Ticklist für die Sammler der schönsten Linien also.
Papier und Druckqualität wirken auf den ersten Blick ansprechend, aber ich würde das Buch nicht im Regen liegen lassen. Modernes DINA 5 Querformat und ein Farbleitsystem runden das ganze ab.
Fazit: ein toll aufgemachter Boulderführer mit ein paar kleinen Schwächen und jeder Menge Stärken, auf den viele Boulderer jahrelang händeringend gewartet haben und der ein treuer Begleiter durch die unendlichen Felslabyrinthe der Rocklands sein wird.
Facts – Rocklands Bouldering
- Scott Noy 2010
- DIN A5 Querformat
- englisch, fb-Bewertung
- 289 Seiten
- komplett mit Draufsichten und vielen Fototopos
- detaillierte Karten
- über 1200 Boulder
- Hintergrundinfos und Insidertipps vom Hausmeister,
- viele spannende Boulderfotos, durchgehend farbig
- ISBN 978-0-620-47879-3
- 37,00 €
Links
- Rocklands – Szene: rocklandsboulders.com
- Boulderführer erwerben: geoquest-verlag.de